Das Geheimnis der lernbaren Intelligenz!

Freudin erzählt das Geheimnis der Intelligenz

Ja, ist das denn wirklich möglich? Kann ich meine eigene Intelligenz einfach selbst verbessern? Zugegeben, auch ich dachte, dass Intelligenz zum größten Teil angeboren ist und der Rest im frühkindlichen Alter bestimmt wird. Je nachdem wie stark man gefördert wird.

Falsch! Oder besser gesagt, unvollständig. Denn die gute Nachricht ist, wir können stets immer intelligenter werden. Dieser Artikel zeigt, wie es geht.

Intelligenz, Vorurteile und IQ Tests

Was genau meint der Volksmund eigentlich, wenn er von Intelligenz spricht? Allgemein gesagt, beschreibt Intelligenz die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen. Oder einfacher formuliert: Intelligenz ist die Geschwindigkeit des Denkens.

Und so hält es sich ein recht weitverbreiteter Irrglaube, dass die menschliche Intelligenz hauptsächlich durch unsere Gene bestimmt wird. Sprich ob ich intelligent bin oder eben auch nicht, hängt in erster Linie davon ab, was mir meine Eltern bei der Geburt mitgegeben haben.

Analog dazu wird das Konzept des IQ herangezogen, um die Intelligenz des Menschen zu bestimmen und mit einer einfachen (weil vergleichbaren) Zahl zu belegen. Erst kürzlich hat der Spiegel in Zusammenarbeit mit dem Hochbegabten-Netzwerk Mensa mit ihrem Intelligenztest für Furore gesorgt. Letztere bieten wissenschaftliche IQ Tests an. Schneidet man entsprechend überdurchschnittlich ab, darf man dem Netzwerk beitreten.

Doch was wird hier eigentlich gemessen? Diese Frage bringt uns direkt zu dem Konzept der lernbaren Intelligenz, das Havard-Professor David Perkins über die letzten 40 Jahre erforschte. Denn die Frage, wie aussagekräftig ein unter „Labor-Bedingungen“ durchgeführter Test ist, muss gestattet sein?! Dave Perkins spricht in diesem Zusammenhang von „Intelligence in the wild“, wie wir in nachstehendem Video sehen.

 

Quelle: Journeytoexcellence.org

Damit rücken also Alltags-Aufgaben, wie die Planung der nächsten Gehaltsverhandlung oder die Vorbereitung auf die anstehende Prüfung in den Mittelpunkt der Intelligenzforschung und genau diese Form der Intelligenz lässt sich lernen und positiv beeinflussen!

Die 3 Intelligenzen nach Perkins

Aus dem Video geht bereits hervor, dass die Frage nach der Intelligenz nicht ohne entsprechende Gegenfrage beantwortet werden kann. Folgerichtig unterscheidet Dave Perkins auch drei verschiedene Formen der Intelligenz, die mehr oder weniger gut ausgeprägt in uns ruhen.

Perkins 01: Die neuronale Intelligenz – Der springende Funken

Wie schnell springt der Funke zwischen deinen Synapsen über? Das beschreibt Perkins 01 und stellt gleichzeitig die Form der Intelligenz dar, die tatsächlich angeboren und unveränderlich ist. Unsere neuronale Geschwindigkeit ist somit vorgegeben, wobei man neuronal langsame und schnelle Menschen unterscheidet. Die oben erwähnten IQ-Tests messen in der Regel genau diese neuronale Geschwindigkeit.

Die Blitzdenker und Personen mit einer augenscheinlich schnellen Auffassungsgabe sind dabei meist auch diejenigen, die neuronal schnell veranlagt sind. Die langsam Veranlagten benötigen hingegen beim Lernen neuer Informationen etwas länger. Wohlgemerkt bezieht sich dies ausschließlich auf neues Wissen! Wie wir gleich sehen, können auch neuronal langsame Menschen genauso schnell denken wie die „Blitzdenker“!

Apropos, auch bei Testarios Lerntypen-Analyse geht es um die Geschwindigkeit beim Lernen neuer Inhalte. Diese zwei Konzepte sind aber nicht zu verwechseln. Während die neuronale Intelligenz angeboren ist, können wir durch die Wahl des für uns optimalen Sinneskanales zur Aufnahme neuer Informationen immer Vorteile erzielen und Zeit gewinnen.

Perkins 02: Die wissensbasierte Intelligenz – Alles eine Frage der Erfahrung

Erinnerst du dich an das folgende Bild aus dem Artikel über die Wahrnehmungsfilter? Dort sehen wir einen Filter namens „Erfahrung“ und genauso könnte auch die zweite Intelligenz nach Perkins heißen.

Darstellung der Filter zwischen Realität und Wahrnehmung

Richtet sich Perkins 01, wie oben gesehen, an das Lernen von neuen Inhalten, so bezieht sich die zweite Form der Intelligenz auf bereits erworbenes Wissen. Der möglicherweise vorhandene neuronale Geschwindigkeitsvorteil spielt bei diesen bekannten Informationen keine Rolle mehr.

Doch was heißt das für unseren Alltag? Grundsätzlich kann man sagen, umso mehr uns unsere Umwelt stimuliert und wir „neue“ Dinge erfahren, umso intelligenter werden wir. „Neue“ steht bewusst in Anführungsstrichen, denn haben wir bereits in bestimmten Bereichen Vorwissen, so kann neues Wissen recht schnell daran anknüpfen.

Vera F. Birkenbihl nutzt in diesem Zusammenhang die Metapher eines Wissensnetzes. Umso mehr ich zu einem Thema weiß, desto dichter ist dieses Netz an dieser Stelle und es geht ebenfalls sehr schnell, neue Fäden in diesen Bereich einzuflechten. Lernen wir hingegen gänzlich neue Inhalte, so ist das gleichbedeutend mit der Erweiterung des Netzes am Rande. Diese dauert wesentlich länger … insbesondere für neuronal langsame Menschen.

Daraus ergeben sich einige wichtige Lehren:

  • Haben wir einen großen Wissensfundus, dann können wir viele weitere Informationen daran anknüpfen und der genetische Unterschied zwischen neuronal langsamen und neuronal schnellen Menschen negliert sich.
  • Wenn wir Denken kommt uns ein großer Wissensfundus ebenfalls zu Gute. Wir können schlichtweg intelligenter Denken, da wir auf viele bereits gelernte Informationen zurückgreifen können. Deswegen nennt sich das Konzept auch lernbare Intelligenz!
  • Gleichzeitig sind Menschen mit einem großen Wissensfundus meist kreativer, da sie die verschiedenen Wissensstränge einfacher miteinander verknüpfen können.

Perkins 03: Die reflektierende Intelligenz – Die richtige Methode macht den Unterschied

Der Bildungskritiker John Holt sagte einst, dass jeder Lerner sich immer zwei Fragen stellen sollte:

  • Was möchte ich mit dieser Methode/ Vorgehensweise erreichen?
  • Erreiche ich mein Ziel mit dieser Methode?

Genau so definiert sich auch Perkins 03. Denn die dritte Form der Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, Techniken, Strategien und Methoden zu hinterfragen.

Nehmen wir zum Beispiel eine klassische universitäre Vorlesungssituation. Man könnte denken, dass mit der Methode „Lehrbuch zusammenfassen“ das Ziel „Prüfungsvorbereitung“ erreicht wird. Fällt nun auf, dass man aus zeitlichen Gründen das Lehrbuch nie ganz lesen kann oder dass in der Klausur eher Rechenaufgaben gefragt sind, dann sollte man die gewählte Vorgehensweise hinterfragen.

Wechsle die Methode und werde intelligenter!

Gegebenenfalls sollte man sich lieber auf das Rechnen der Übungen konzentrieren und die Inhalte nur partiell lesen. Ein frühzeitiger Blick in ältere Klausuren kann dabei bereits früh im Semester wichtige Einblicke geben.

Diese Definition der lernbaren Intelligenz erklärt auch ganz wunderbar das alte Sprichwort: „Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln“. Selbst wenn man neuronal langsam ist und vielleicht wenig Wissen sammeln konnte, so kann man dennoch sehr intelligent handeln, indem man die eigenen (Kartoffel-Anbau-) Techniken hinterfragt und diese optimiert, um schließlich erfolgreich die dicksten Kartoffeln zu ernten.

Schlaues Kind = Dummer Erwachsener?

Studien zeigen übrigens, dass neuronal schlaue Kinder häufig im späteren Leben von den neuronal langsameren Kindern abgehängt werden. Der Hauptgrund dafür liegt in dem Fakt, dass den neuronal schnellen Kindern alles leicht von der Hand geht und sie kurz vor Klassenarbeiten nur ein Lehrbuch überfliegen müssen, wohingegen andere Schüler stundenlang lernen müssen. Doch dadurch lernen die neuronal schnellen Kinder nicht nachhaltig. Dies führt dazu, dass sie die Inhalte schnell wieder vergessen (schlecht für Perkins 02). Des Weiteren befassen sie sich weniger mit den entsprechenden Lern- und Merk-Strategien, reflektieren ihre Methoden nicht (schlecht für Perkins 03).

Deswegen ist es auch für alle Kinder gleichermaßen wichtig, in einem stimulierenden Umfeld groß zu werden, das sie ermuntert, bestimmte Dinge kontinuierlich zu trainieren. Ob dies ein Musikinstrument oder eine Sportart ist, spielt dabei keine Rolle, es sollte allerdings eine Tätigkeit sein, die man über einen längeren Zeitraum erlernt.

Fazit – Intelligenz ist lernbar!

Natürlich gibt es rund um die Intelligenz-Forschung viele verschiedene Theorien und die hier präsentierte von Dave Perkins ist nur eine davon. Doch frage dich einfach selbst, klingt es nicht einleuchtend, dass es mehrere Formen der Intelligenz gibt?

Ich persönlich finde die „Intelligence in the wild“, wie Prof. Perkins es formuliert, viel wichtiger als die Zahlen- und Symbol-Spiele, die man in klassischen IQ-Tests durchführt. Im Grunde geht es darum, sein Leben insgesamt intelligent zu meistern und nicht nur in bestimmten Labor-Funktionen intelligent zu funktionieren.

Und ist es nicht auch einfach ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass ich selbst Herr über meine eigene Intelligenz bin! Ich bin in der Verantwortung und niemand sonst! Das ist auf der einen Seite auch eine Herausforderung, aber eine, die wir gerne annehmen sollten. Auf geht’s – Lerne dich intelligent!

Ausblick – Tipps und Tricks zur Intelligenzsteigerung

Da wir nun gesehen haben, dass wir unsere eigene Intelligenz positiv beeinflussen können, werde ich hier auf Testarios Blog in der Zukunft auch immer wieder Techniken und Strategien veröffentlichen, die uns helfen,…

  • mehr zu lernen und unser Wissensnetz effektiv zu erweitern und
  • immer wieder bestimmte Vorgehensweisen hinterfragen.

Letzteres werde ich unter anderem mit kleinen Selbsttests machen, sogenannten 30 Day Challenges! Doch dazu an dieser Stelle später mehr! Stay tuned!

 

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Christian Roth

Christian ist Blogger auf und Gründer von Testario. Seit 2005 ist er im Bildungssektor, insbesondere im Bereich Executive Education, tätig. Darüber hinaus ist er Doktorand an der Goethe Universität, Frankfurt.

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