Lehrbuch kaufen – Sinn oder Unsinn?

Soll ich das Lehrbuch wirklich kaufen oder doch lieber nicht? Eine Frage, die sich tausende Studierende zu jedem Semesterstart aufs Neue stellen. Erstsemester antworten meist mit „Ja“, wohingegen ältere Semester wohl eher zu einem „Nein“ tendieren. Ich habe mich der Frage angenommen und werfe bei der Beantwortung einen Blick zurück auf mein eigenes Studium. Fazit: Verdammt, mein Studium war teurer als es hätte sein müssen!
Erstes Semester – BWL Studium: War ich motiviert, war ich naiv. Meine bestimmt sinnloseste Investition in ein Lehrbuch hieß: Marketing-Management von Kotler und Bliemel. Eine 1361 Seiten starke Marketing-Bibel.
Falle 01 – Der Mangel an Erfahrung
Was war passiert? Unwissend wie ich war, stürmte ich gleich nach der Vorlesung in die Bücherei und bestellte die vom Dozenten vorgeschlagene Literatur. Und dies tat ich natürlich nicht nur in Marketing, sondern in allen Fächern, die ich plante, zu besuchen.
So ging die erste Woche Studium meines Lebens auch direkt mit einer Ausgabe von mehreren hundert Euro zu Ende. Ich hatte mir einen anderen Start gewünscht.
Falle 02 – Das eigene Gewissen
Ein wenig später im Studium hatte ich erkannt, dass man die Bücher nicht alle zu Beginn des Semesters kaufen musste. Dennoch schlitterte ich in die nächste Lehrbuchkauf-Falle. Mein eigenes Gewissen!
Hatte ich mal wieder wesentlich weniger gelernt und mich viel zu wenig mit dem Stoff beschäftigt, so war der Kauf des Buches eine hervorragende Gewissensberuhigung. Nun hatte ich ja einiges für das Fach getan, kostete dieses amerikanische Lehrbuch immerhin 80 Euro.
Lerneffekt – Erfahrung und Gewissen im Griff
Natürlich hatte ich in der Marketing Bibel in meiner anfänglichen Übermotivation die ersten 10 Seiten gelesen und direkt Textpassagen mit einem Textmarker bearbeitet (Ja, ich bin in Sachen Lerntyp ein „Seher“). Gerade so, dass ein Weiterverkauf nicht lohnte.
Außerdem musste ich feststellen, dass man in der Regel keine Zeit hat, ein 800 Seiten Buch zu lesen, zusammenzufassen und alle Übungen zu machen. Insbesondere nicht, wenn man sich das Lehrbuch viel zu spät zur Gewissensberuhigung gekauft hat. Dies mag je nach Studienfach unterschiedlich sein, aber in meinem BWL-Studium klappte es nicht. Was allerdings viel wichtiger war. Es war überhaupt nicht notwendig!
Die Alternativen – Eine Frage des Lerntyps
Grundsätzlich sollte man meiner Meinung nach immer schauen, welche Materialien neben dem empfohlenen Lehrbuch zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Am die Vorlesung begleitenden Skript scheiden sich nur all zu oft die Geister oder eben die Lerntypen.
Der eine bevorzugt viele Graphiken und Diagramme (Lerntyp „Sehen“), der Andere möglichst ausführlichen Text (Lerntyp „Lesen“). Ein Dritter braucht zum besten Verständnis viele Beispiele und Übungen (Lerntyp „Macher“).
Aufgrund der unterschiedlichen Vorlieben empfiehlt es sich immer, alle möglichen Quellen zu prüfen:
- Skript
- Kopiervorlage
- Empfohlenes Lehrbuch
- Alternative Literatur, bspw. in der Bibliothek
- Podcasts
- MOOCs und Webinars
Meine Erfahrung sagt mir, dass man die (Vorlesungs-) Inhalte heutzutage an vielen Stellen im World Wide Web findet. Dabei kann man sich dann auf die Erklärungen konzentrieren, die dem eigenen Lerntyp gerecht präsentiert werden, um so schneller zu lernen und sich das neue Wissen auch besser merken zu können.
Einzig bei den Übungen und Aufgaben sollte man möglichst nah an den des Dozenten bleiben, denn schließlich werden diese vergleichbar auch in der entscheidenden Prüfung auftauchen.
Was wirklich zählt -Die entscheidende Frage
Stichwort „Übungen“. Die große Frage, die sich ein Jeder meines Erachtens stellen muss, ist: Was möchte ich aus meinem Studium mitnehmen? Liegt dein persönlicher Fokus auf dem Bestehen der Klausuren und auf einem möglichst guten Abschneiden, dann reicht es häufig, die entsprechenden Übungen durchzurechnen. Alte Klausuren sind in diesem Zusammenhang ebenfalls Gold wert.
Möchtest du allerdings möglichst viel Wissen sammeln, dann lohnt es sich meist, möglichst viel Literatur zu lesen. Der Kauf eines Lehrbuchs ist dann meist sinnvoll. Gleiches gilt auch, wenn man sich schließlich auf einen Themenkomplex spezialisiert. Dann lohnt sich ggf. auch ein 1361 Seiten dickes Marketing-Nachschlagewerk.
Andere Fächer, andere Sitten – Deine Erfahrung
Meine Erfahrung in Sachen Lehrbuch kaufen ist, wie man sieht, sehr stark von meinem BWL Studium geprägt. Für andere Fächer mag man bestimmt zu einem anderen Schluss kommen. So kann man in den juristischen Fächern wahrscheinlich nur schwerlich auf Gesetzestexte verzichten?!
Wie ist deine Einschätzung zu dem Thema? Teile uns doch deine Meinung und deine Erfahrung zum Thema „Lehrbuch kaufen – Sinn oder Unsinn?“ im Kommentar-Bereich mit.
P.S. Auf Testarios Social Media Kanälen sammeln wir gerne auch die Schnappschüsse deiner kleinen Fehlkäufe. Den Auftakt macht dort ein Bild der sogenannten Marketing-Bibel, die ich mir anschaffte.
[…] Und wer weiß, vielleicht haben diese ja noch den ein oder anderen guten Rat, sei es ein Tipp, ob sich der Lehrbuch-Kauf lohnt oder die ein oder andere alte […]